Ohara School of Ikebana Switzerland Chapter

Ikebana Bambus-Seminar vom 29./30. Mai 2010 im Bambus-Wald in Mengen/Deutschland

Unser diesjähriges Ikebana-Seminar fand an einem ganz besonderen, aussergewöhnlichen Ort statt, nämlich im Bambus-Wald der Familie Geigele in Mengen. Die 15 TeilnehmerInnen haben sich am Samstag Morgen bei schönem Wetter getroffen und durften sich je zu zweit einen Tisch am Rande oder in eine Lichtung des Bambus-Waldes stellen und dort ihre Ikebana-Arrangements stecken. Die besondere Atmosphäre zwischen den lichten, hohen Bambus Pflanzen hat uns natürlich sehr inspiriert und bildete einen wunderschönen Rahmen. Unser Präsident und Lehrer, René Mutti, erklärte und demonstrierte uns die erste Aufgabe: eine Ikebana-Landschaft, near view. Das Hauptmaterial waren natürlich Bambus-Sprossen, die wir selber aussuchen und schneiden durften. Der Meister hat uns die wichtigsten Punkte, die es zu beachten gibt, nochmals in Erinnerung gerufen. Höhe des Hauptzweiges sollte auf die Grösse der Schale abgestimmt sein. Die Blumen (Fritillaria (Schachbrettblume, Glöckchen), Lysimacchia atropurpurea und Hosta-Blätter, sowie als Bodendecker Euphorbia (gestrüppartig), sollen verschieden hoch und tief (kurz) gesteckt werden und einen natürlichen Eindruck erwecken. Zum Bambus gehört traditionsgemäss etwas Rotes (die kerzenartigen Lysimacchia atropurpurea). Wichtig ist immer auch der Gegensatz: dicke Bambus-Sprossen – feine Blumen (Fritillaria). So entstanden in konzentrierter Arbeit unsere eigenen Landschaften. Nach einem Mittagessen mit Suppe und feinen Kuchen, von Frau Geigele selbst gemacht und serviert, folgte unsere 2. Lektion, ein Bunjin. Natürlich stand auch hier der Bambus im Vordergrund. Wir durften wählen zwischen Bambus-Sprossen, Bambus mit Blättern oder starken Bambus-Rohren. Dunkelrote Pfingstrosen bildeten das Zweit-Material und Bärengras das feine, zarte, dritte Element. René Mutti zeigte uns gekonnt einen wunderschönen Bunjin in einer traditionellen, chinesischen Vase und erntete grossen Applaus. Anschliessend machten wir uns alle voller Freude daran, unseren eigenen Bunjin zu gestalten. Der Meister begutachtete und korrigierte. Gemeinsam betrachteten wir unsere „Werke“ und staunten immer wieder, wie verschieden jedes geworden ist, trotz gleichem Pflanzen-Material und gleicher Vorgabe. Im nahe gelegenen „Alemannenhof“ haben wir nach einem Degustations-Aperitif mit Weinen aus der unmittelbaren Gegend ein feines Nachtessen genossen und einen gemütlichen Abend zusammen verbracht. Da es am Sonntag Morgen immer wieder regnete, wurde unser Arbeitsort in die Scheune des Hofes von Familie Geigele verlegt. Das war zwar nicht mehr so stimmungsvoll, dafür trocken und geschützt. Für die dritte Lektion war ein Free style angekündigt. Spezielle, auch moderne Schalen, Gefässe oder Vasen werden für diese Arrangements verwendet. Free style heisst zwar freier Stil, trotzdem schreibt die Ohara-Schule einige Richtlinien vor, nämlich Betonung der Linie, Farbe und Form und Einbeziehen des Gefässes. Sicher, ruhig und rasch zeigte uns René Mutti ein Beispiel des Free Style in einer runden Schale mit einem blätterförmigen Rand. Er verwendete natürlich wieder Bambus, diesmal waren es dicke Rohre, rote Rosen und Asparagus. Ueber das fertige, gelungene Werk stülpte er als Ueberraschung ein sehr originelles, ballonartiges Gitter aus feinen Holzästen. Wieder machten wir uns motiviert an die Arbeit. Der Meister half hier und da mit einer Idee oder einem Rat und anschliessend bewunderten wir gegenseitig die originellen, unterschiedlichen Ikebana-Arrangements. Nach dem Mittagessen besuchten wir gemeinsam das sehr sehenswerte Keramik-Museum in Staufen. Gerda Mazzi gab uns interessante Informationen und wir waren von den alten Brenn-Oefen, den verschiedenen alten und modernen Keramik-Gefässen und Glasur-Techniken sehr beeindruckt. Zufrieden verabschiedeten wir uns von einander. Unser Ikebana-Wochenende im Bambus-Wald war ein voller Erfolg, wir haben wieder viel dazu gelernt und es bleiben viele schöne Erinnerungen

Text: Rosmarie Künzler Fotos: Theres Marty

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