Ohara School of Ikebana Switzerland Chapter

Ohara Ikebana Seminar im Haus zur Stille in Kappel a/A vom 21./22. August 2021

Nach einer langen Durststrecke bedingt durch Covid hat der Vorstand des Ohara Chapters Switzerland beschlossen ein Seminar anzubieten. 19 Mitglieder haben das Angebot angenommen und sind am 21. August 2021 pünktlich um 9 Uhr – am vielleicht letzten Spätsommertag – angereist.

René Mutti begrüsste die Anwesenden, stellte das Programm vor und übergab das Wort gleich an Theres Marty.

Theres hatte das Thema „Bambuskorb“ vorbereitet. Sie gab vorab einige Erklärungen: Die Herstellung von Bambuskörben ist eine delikate und intensive Angelegenheit, denn vor dem Flechten muss der Bambus gewaschen, getrocknet, beschwert, gespalten und in Streifen geschnitten werden. Erst dann können sie vom Korbflechter (Kagoshi) kunstvoll geknotet und sorgfältig bearbeitet werden. Im 15. Jahrhundert begann der Shogun Ashikaga Yoshimasa als Erster in Bambuskörben Blumen für die Tokonoma zu stecken. Der erste Schritt zum Gestalten eines Arrangements ist, dass man sich überlegt welcher Stil und welches Pflanzenmaterial zum verwendeten Korb sich am besten eignet. Körbe benutzt vor allem im Sommer und Herbst. Der Einsatz im Korb, genannt Otoshi, ist aus Bambus, aber heutzutage wird auch solcher aus Plastik verwendet. Das Gesteck wird immer asymmetrisch gestaltet und es sollte leichtes und natürliches Material verwendet werden. Theres arrangierte vier verschiedene Gestecke, eines in einem hohen Korb, eines in einem Korb mit hohem Henkel, eines im Korb mit seitlichen Henkeln und eines in einem flachen Korb. Mit diesen Impressionen und Ausführungen machten wir uns an unser Werk. Es ist immer wieder schön die verschiedenen Umsetzungen der Ikebanistinnen und Ikebanisten zu bestaunen. Nach der Korrektur der Gestecke und wertvollen Tipps der Meisterin wurde fleissig fotografiert.

Nun war bereits das Mittagessen angesagt. Dank des schönen und warmen Wetters konnten wir es im Garten einnehmen.

Der Nachmittag galt dem Thema Heika, präsentiert von René Mutti. Während Moribana von der Ohara Schule entstanden und entwickelt wurde ist Heika oder auch Nageire genannt (wörtlich Vasenblumen) Teil der alten historischen Tradition im Ikebana. Heika wird in hohen, tiefen Behältern arrangiert. Der Unterschied zu Moribana ist die Fixierung der Äste und Blumen, das heisst es wird kein Kenzan verwendet. René erklärte das Wichtigste sei, von Anfang an die Zweige oder Blumen richtig zu fixieren und nicht nervös werden, denn so mache Heika Spass. Er zeigte die Fixation in einer Glasvase. Für Blumen verwendet man Bambusstäbchen und für Äste Holz. Unbedingt dicken Draht nehmen und die Enden sehr gut verknoten. Alsdann führte er das Gesteck vor und zwar im Chokuritsu-kei Stil (Aufrechte Form) mit nur einem Material, nämlich mit fünf roten Gladiolen. Dazu als Sommerfüller Suzuki und einige Gladiolenblätter. Mit diesen Ratschlägen machten wir uns ans Werk und es hat wirklich Spass gemacht! Der Meister korrigierte jedes Arrangement und schon war der erste Seminartag Geschichte. Wir haben viel gelernt an diesem Tag!

Nach dem Nachtessen – wieder im Garten – zeigte uns Isabelle Vautraver’s Gatte im Seminarraum den rührenden Film „Kirschblüten und rote Bohnen“. Mit all diesen Impressionen des heutigen Tages konnten sicher alle gut schlafen, denn Lärm gibt es in Kappel nicht!

Der Sonntagvormittag war dem Thema Landschaft gewidmet, präsentiert von René Mutti. Er sagte eine Landschaft der Ohara Schule sei eine Art von Moribana, in der natürliche Landschaften auf engstem Raum in Blumenbehältern dargestellt werden. Es gibt zwei Methoden – die Traditionelle und die Realistische. Bei der traditionellen Landschaft ist alles vorgeschrieben, also Material und Anordnung. Früher gab es ungefähr 120 verschiedene Variationen, nun wurden sie auf ca. 46 reduziert. Bei der realistischen Methode drückt der Künstler die landschaftliche Schönheit aus, indem er die natürlichen Wachstumseigenschaften der Pflanzen, die Umwelt und den saisonalen Apekt der Materialen versteht. Unterschieden wird zwischen Far View, Middle View und Near View. In der Regel werden drei oder fünf Materialien verwendet. Beim heutigen Arrangement benutzte René als Bodendecker Euphorbia Salvatica, für die Szenerie Phytolacca, Helenium, Maiskolben und Gräser. Wichtig auch hier, nach hinten, nach vorne, tief und hoch arbeiten und schauen, dass der Wind durchblasen kann. Man soll natürliche Blumen benützen die auf dem Feld wachsen, aber nicht zu viele. Nach diesen wertvollen Tipps machten wir uns an die Arbeit und es entstanden trotz gleichem Material für alle, viele verschiedene Landschaften, welche der Meister korrigierte.

Leider hatte sich der Sommer während der Nacht verabschiedet und teils regnete es heftig. Also kein Mittagessen im Garten, sondern im Klosterkeller.

Die 4. Lektion des Seminars – Ikebana in Glasgefässen - wurde von Isabelle Vautravers vorbereitet. Glasgefässe werden im Ikebana vor allem für moderne Arrangements verwendet und sind auch in der Ohara Schule beliebt. Je nach Gefäss kann man einen Stil, zum Beispiel Hana Isho, Rising, Inclining oder Moribana gestalten oder aber frei arbeiten. Bei Freestyle kann das Material verformt werden, oder Blumen und Blätter unter Wasser gesetzt. Verwenden kann man buntes Glas, böhmisches oder venezianisches Glas, oder Vasen oder Schalen, aber wichtig auch hier, das Gesteck anlehnend an das Gefäss gestalten. Beim freien Stil ist das Prinzip Masse, Farbe oder Linien zu zeigen, sowie Harmonie, Kontrast und Assymmetrie. Isabelle zeigte anhand von einigen Beispielen die verschiedenen Möglichkeiten auf. Zu beachten gilt auch, dass Glasgefässe immer voll mit Wasser sein müssen. Mit den verschiedenen Materialien entstanden wiederum viele Kunstwerke, welche die Meisterin begutachtete und wertvolle Tipps gab. Leider hat alles Schöne ein Ende und so bleibt uns nebst vielen Gesprächen und Begegnungen ein gelungenes Seminar in Erinnerung. Herzlichen Dank an René, Theres und Isabelle, sowie an die zahlreichen Helferinnen und Helfer hinter den Kulissen.

Fotos: Theres Marty

Bericht: Bernadette Koch

KLoster Kappel

Theres Marty: Bambuskorb und Heika

René Mutti: Heika

René Mutti: Landschaft

Isabelle Vautravers: IKebana in Glasgefässen